Zeitstrahl

Eine kleine Reise durch die Geschichte der Waldlust.

Das Städchen Freudenstadt mit seinem milden Klima ist lange Zeit als Urlaubsort eher unbedeutend.
Im Jahre 1879 erfolgt der Anschluss Freudenstadts an die Gäubahn. Die Stadt ist nun bequem mit der Bahn aus Stuttgart erreichbar. Die Entwicklung Freudenstadts zum Touristik- und Kurzentrum beginnt.

Ludwig Luz, der Vater von Ernst Luz Senior besitzt seit 1809 das Hotel „Zur Post“ in Freudenstadt.
Ernst Luz Senior eröffnet im Jahre 1879 das erste Kurhotel in Freudenstadt, das „Schwarzwaldhotel“ in der Nähe des Bahnhofs. Karl Luz, der Sohn von Ernst Luz Senior erwirbt 1898 das Hotel „Waldeck“.

Ende des 19. Jahrhunderts entsteht der Plan zum Bau eines neuen Hotels am Südwestrand von Freudenstadt im neu entstehenden Kur-und Villenviertel. Beauftragt wird der Architekt Häberle aus Nürnberg. Die Leitung übernimmt Ernst Luz Junior, der Sohn von Ernst Luz Senior. Am 26. Mai 1900 eröffnet das Waldcafé „Waldlust“ mit zwölf Zimmern.

Mit der „Waldlust“ besitzt die Familie Luz um die Jahrhundertwende insgesamt fünf bedeutende Hotelkomplexe.
Ernst Luz Junior leitet die „Waldlust“ und das „Schwarzwaldhotel“. Wilhelm Luz führt das Hotel „Zur Post“.
Karl Luz führt das „Waldeck“. Paul Luz führt das Hotel „Post“ in Nagold.


Die Waldlust unter der Leitung von Ernst Luz Junior ist bald dem Ansturm der Gäste nicht mehr gewachsen. In den Jahren 1902 und 1903 wird die Waldlust daher auf 80 Zimmer Vergrößert, 10 Appartements und 70 Zimmer. Das Hotel erlebt in den folgenden Jahren bis ca. 1914 seine erste Blütezeit.

Die Kurlisten der Stadt Freudenstadt verzeichnen in dieser Zeit eine hohe Frequenz vermögender ausländischer Gäste aus Übersee und insbesondere aus den USA. Das Hotel wird als „hochelegant“ beschrieben und ist das teuerste Hotel in Freudenstadt. Als besonderer Reiz wird die "phänomenale Aussicht" hervorgehoben. Die Nähe zum städtischem Parkwald, dem (Palmenwald), ermöglicht den direkten Einstieg in Natur. Vom neuen Kurviertel in Freudenstadt wird geschwärmt als: „reinstes Nizza des schwäbischen Schwarzwalds“.

Die „Waldlust“ wird zum neuen Haupthaus der Familie Luz.
Die Waldlust wird weiter vergrößert. Mit ihrem neuen Anbau, dem "Südflügel" hat das Hotel 140 Gästebetten. Das imposante Gebäude wird als "riesiger weißer Palast" bezeichnet.

In den 20er und 30er Jahren wird die Waldlust immer bekannter und beliebter. Die zweite Blütezeit des Hotels beginnt. Die Kurlisten von Freudenstadt nennen die ausländischen Gäste der Waldlust die "leading Stars der internationalen Gesellschaft", die führenden und bekanntesten Persöhnlichkeiten der internationalen Gesellschaft.

Die Gästelisten der Waldlust berichten von berühmtem Adel, sowie von internationaler Prominenz.
Prinz und Prinzessin Margany von Georgien mit Begleiterin, Jungfer und Chauffeur, Paris. Prinzessin de Magenzeder, mit Dienerschaften, London. Marquis und Marchionesse von Winchester, Königlicher Englischer Kronrat, mit Begleiterin, Jungfer, Diener, Chauffeur, London-Paris. Marquis und Marquise de Rebalso, Königliche Spanische Gesandte, Paris. Großherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg Strelitz. Herzog Albrecht von Württemberg. Sowie unter anderm Douglas Fairbanks und Mary Pickford, Schauspieler der Stummfilmära, Hollywood/Los Angeles.

Ernst Luz Junior stirbt im Jahr 1935. Seine Frau Emilie ist Alleininhaberin des Hotel Waldlust. Emilie Luz wird als "Deutschlands berühmteste Hotelbesitzerin" bezeichnet. Sie wird als „Waldkönigin“ bezeichnet und bekommt den Ehrennamen „reine mère“ (Königinmutter). Mit 82 Jahren stirbt Emilie Luz im Jahr 1949.

Ab dem Jahr 1939 folgen dunkle Jahre für die Waldlust. Die Wirren des Krieges setzen dem Haus sehr zu. Ab Anfang 1942 wird die Waldlust als Lazarett genutzt, wie viele andere Hotels und Sanatorien auch. Am 16. und 17. April 1945 wird die Innenstadt Freudenstadts durch Artilleriebeschuss fast vollständig zerstört. Durch ihre Lage abseits am Waldrand wird die Waldlust von der Zerstörung verschont, aber duch die zweckentfremdete Nutzung stark in Mitleidenschaft gezogen.

Im Jahr 1947 wird die Waldlust als "Privatkrankenanstalt" bzw. "Hilfskrankenhaus" genutzt. Die komplett zerstörte Innenstadt Freudenstadts wird in den Jahren 1949 bis 1954 wiederaufgebaut. Die gewaltige Leistung geht in die Geschichtsbücher ein als "Wunder von Freudenstadt".

Emilie Luz, die "Hotelkönigin" stirbt im Jahr 1949. Die Erbengemeinschaft der Luz-Nachkommen verwaltet die Waldlust. Wilhelm Luz, der jüngste Sohn von Ernst Luz Senior wird der neue Betreiber. Streitigkeiten innerhalb der Erbenfamilie erschweren die Zukunft des Hauses.

In den Jahren 1952 bis 1974 erlebt die Waldlust eine Renaissance. Rund zwei Jahrzehnte kann das Hotel an die Erfolge der Jahrhundertwende anknüpfen. Ab Mitte der 50er Jahre bietet die Waldlust täglich Tanz und Unterhaltung. Die "Zwitscherstube" wird eröffnet, das legendäre Tanzlokal der Freudenstädter.

In den 1960er Jahren flaut der Tourismus im gesamten Schwarzwald massiv ab. Die Deutschen gehen lieber in attraktiv erscheinende ausländische Urlaubszentren. In den 50er und 60 Jahren des Wirtschaftsaufschwungs in der Bundesrepublik Deutschlands wird das Haus von Wilhelm Luz und seinen Schwestern Maria und Emilie geführt.

1974 stirbt mit Emilie Harlacher-Luz die letzte Besitzerin der einstigen Hoteliersfamilie. Es ist kein weiterer Erbe da, der den Betrieb weiterführen kann. Die Waldlust wird versteigert. Bis dahin war das Hotel ein dreiviertel Jahrhundert in Luzschem Familienbesitz.

In den folgenden Jahren wechselte die Waldlust mehrfach ihre Besitzer. Der Erfolg bleibt jedoch aus. 1978 schließt das Hotel. Nach mehrmonatiger Umbau- und Renovierungsphase wird das Hotel 1982 als Golfhotel Waldlust wieder eröffnet. Eine neue Flaute folgt und das Hotel wechselt Mitte der 90er Jahre erneut den Besitzer. Die Waldlust steht lange Jahre leer.

1994 wird die Waldlust erneut verkauft und für ca. sechs Millionen DM saniert. Neun Appartements und 35 Zimmer werden grundlegend renoviert. Im Dezember 1994 eröffnet das Hotel unter dem Namen "Club Ambassador – Schloßhotel Waldlust". Die Lokalpresse textet: Waldlust "aus dem Dornröschenschlaf erwacht" und "Waldlust erblüht in neuem Charme".

Im Jahr 1995 wird die Waldlust umbenannt in "Chateau Marquette". Aber auch dies bringt nicht den erhofften Aufschwung. Mangels Rentabilität wird der Hotelbetrieb nach wenigen Jahren eingestellt.

Die Waldlust ist heute im Besitz eines Privatunternehmers. Die laufenden und aufwändigen Instandhaltung und Bemühungen um Wiederbelebung werden durch die Denkmalfreunde Waldlust übernommen. Die Finanzierung der Instandhaltung erfolgt durch Spenden, Veranstaltungen, Fototouren, Film- und Videodrehs, Vermietung des Festsaals für Feiern.

Im Jahr 2020 feierte die Waldlust ihr 120 jähriges Jubiläum.

Viele weitere Informationen und Einblicke in die Waldlust finden Sie im Bildband “Auf Sommerfrische in der Waldlust” (Weiterlesen)

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